Rezension: Hidden Potential
Posted on Fr 01 November 2024 in Blog
Hidden Potential - Die Wissenschaft des Erfolgs
Adam Grant hat mit seinem neuen Buch wieder ein sehr lesenswertes Werk abgeliefert.
Er zeigt in seinem Buch, wie man es schafft über sich hinauszuwachsen.
Wie auch schon in seinem Buch Think Again
beschreibt er die Prozesse anschaulich anhand echter Beispiele, die dann wissenschaftlicher untermauert werden.
Das Buch selbst ist in drei Teile zu je drei Kapitel unterteilt. Aber schon der Prolog enthält einige erstaunliche Dinge. Hier wird auf die Forschung von Raj Chetty verwiesen, der gezeigt hat, wie wichtig gute (und erfahrene) Pädagogen im Vorschulalter sind (Seite 16 ff).
Im ersten Teil wird beschrieben, wie wichtig es auch ist aus seiner Komfortzone herauszufinden, um wachsen zu können.
Adam Grant beschreibt wie man zu einem menschlichen Schwamm werden sollte, um sein Potenzial ausschöpfen zu können.
Besser zu werden hat mit der Qualität dessen zu tun, was man an Informationen aufnimmt.
Dafür ist eine gewisse Proaktivität notwendig und es ist dafür von Vorteil zu einem Schwamm zu werden.
Wichtig ist auch, dass Menschen zu einem Coach
für einen werden.
Diese Menschen sehen das Potenzial und helfen eineem besser zu werden, während Kritiker
nur die schlechten Seiten und Beifallsspender
nur die positiven Seiten sehen.
Es wird auch schön gezeigt, wie hinderlich Perfektion sein kann. Auf der Suche nach Perfektion kann man sich oftmals in Details verlieren und geht dann nicht weiter, weil es ja noch nicht perfekt ist. Bei einem Fehler geht die Welt nicht zugrunde. Wie auf Seite 100 beschrieben, tendieren Menschen bei der Leistungsbeurteilung einer Person stärker die Höhepunkte zu betrachten, als die Tiefpunkte.
In Teil zwei wird das Konzept von Deliberate Play
vorgestellt, wo es darum gehend spielend zu lernen.
Denn Spaß ist wichtig, um am Ball zu bleiben.
Hierfür wird am Beispiel Stephen Curry gezeigt, wie man dadurch an den eigenen Defiziten arbeiten kann und zu einem der größten Spieler der NBA werden kann.
Zusätzlich wird auch veranschaulicht, dass es nicht nötig ist, sich unmenschlich viele Stunden mit einem Problem zu verbringen, sondern die Zeit effizient zu nutzen. So sind beispielsweise auch Pausen sehr wichtig. Auch ein Hobby, das sehr konträr zu der eigentlichen Aufgabe ist, kann helfen den Spaß an der eigenen Tätigkeit länger zu erhalten.
Sehr spannend ist eine Untersuchung von mehr als 28.000 NBA-Spielen, wie sich Mannschaften geschlagen haben, wenn ihre Superstars verletzungsbedingt ausgefallen sind. So wurden die Teams anfangs schlechter, aber dann konnten sich neue Spieltaktiken entwickeln und sind bei der Rückkehr des Superstars besser. Dafür muss der Superstar aber rund 15 Spiele ausfallen. Ein zu kurzer Ausfall führte zu keiner Verbesserung.
Ein schöner Satz findet sich auf Seite 189. Diesen könnten sich wohl einige zu Herzen nehmen:
Es ist nicht die Verantwortung einer jeden Generation, es unseren Vorgängern recht zu machen, sondern die Bedingungen unserer Nachfahren zu verbessern.
Im letzten Teil geht es dann darum, wie man die Chancen eines jeden verbessern kann. So hat Raj Chetty untersucht, wie Einkommen und Herkunft sich auf die Anzahl der Patente ausgewirkt hat. Hierbei hat sich gezeigt, dass Kinder aus einkommensstarken Familien mehr Patente anmelden, als aus einkommensschwachen. Interessant bei dieser Untersuchung ist allerdings auch, wie sehr die Herkunft eine Rolle spielt. Wenn man beispielsweise als Kind von New Orleans nach Austin gezogen wäre, dann wäre die Wahrscheinlichkeit später ein Patent anzumelden, um 37 Prozent gestiegen. Allerdings gilt das hauptsächlich für Buben. Bei Mädchen haben sich die Chancen nur verbessert, wenn sie in einer Gegend aufgewachsen sind, wo es viele Erfinderinnen gibt. Was auch wieder schön zeigt, wie wichtig es ist, entsprechende Vorbilder zu haben.
Schön wird in diesem Teil auch beschrieben, wie sehr man sich in Finnland bemüht, keine Kinder in der Schule zurückzulassen.
Auch hier spiel Deliberate Play
eine große Rolle.
Neben der Tatsache des Looping.
Das bedeutet ein Lehrer begleitet die Schüler:innen einer Klasse über mehrere Jahre.
Anhand unterschiedlicher Beispiele wird auch gezeigt, wie wichtig es ist eine inklusive Grundstimmung zu erzeugen, wo auch alle ihre Ideen einbringen können. Hier wird auch das Beispiel eines Gitternetz-Systems gebracht worden, wo mehrere Wege nach oben führen (im Vergleich zum Leitersystem).
Ein Meme im Buch fasst ganz gut zusammen, was man oftmals über Meetings sagen kann:
Keiner von uns ist allein so blöd, wie wir alls zusammen
Um kollektive Intelligenz abrufen zu können, braucht es eine Möglichkeit, dass sich jede Person Gehör verschaffen kann.
Daher wird vorgeschlagen Brainwriting
statt Brainstorming
anzuwenden.
Hierbei soll jede Person Vorschläge ausarbeiten, die dann anonymisiert und bewertet werden.
Erst dann gibt es eine Diskussion, wo man versucht die besten Ideen herauszuarbeiten.
Das Brainstorming
führt eher dazu, dass sich gewisse Personen sehr gerne in den Mittelpunkt stellen und anderen das Gefühl geben, ihre Meinung wäre nicht wichtig.
Beim Brainwriting
kann dem vorgebaut werden.
Fazit
Ich würde das Buch als absolute Kaufempfehlung sehen. Es beinhaltet sehr viele spannende Ansätze. Nicht nur, wie man selbst besser werden kann. Sondern auch vor allem, wie man als gemeinsame Gruppe über sich hinauswachsen kann. Sehr schön war auch zu sehen, wie immer wieder betont wurde zu schauen, welchen Weg eine Person schon hinter sich hat. Denn wenn man das außer Acht lässt, dann kann man vielleicht auch einen Rohdiamanten übersehen.