Rezension: Trügerische Anziehung

Posted on Mo 19 August 2024 in Blog

Trügerische Anziehung

Das Buch Trügerische Anziehung von Eshkol Nevo hat mich wirklich von Anfang gefesselt. Nachdem die letzten Bücher mit Chip War, Die wichtigste Insel der Welt und This Is How They Tell Me the World Ends ja eher Sachbücher waren, wollte ich zur Abwechslung wieder einmal einen Roman lesen.

Und was soll ich sagen? Das Buch hat mich von Anfang an in seinen Bann gezogen. Es besteht aus drei unterschiedlichen Geschichten, die durch kleine Details dann doch wieder miteinander verwoben sind.

Die drei Geschichten:

Die Straße des Todes

Die erste Geschichte Die Straße des Todes handelt von Omri, der frisch geschieden ist und auf seinem Trip-nach-der-Scheidung in Bolivien das Ehepaar Mor und Ronen kennenlernt. Omri hat nur kurz Zeit für seinen Trip, da er Vater einer Tochter ist, die er sehr vermisst und nicht zu lange von ihr getrennt sein will.

Allerdings besteht eine gewisse Anziehung zwischen Mor und Omri, aber schon in Bolivien trennen sich wieder die Wege. Zurück in Israel sieht Omri dann eine Todesanzeige von Ronen in der Zeitung, woraufhin er beschließt Mor beim Schiv’a sitzen zu besuchen. Beim Verlassen des Hauses steckt sie ihm einen Zettel zu und sie treffen sich später. Dort erzählt sie ihm, wie Ronen in Bolivien mit dem Fahrrad beim Befahren der Camino de la Muerte ums Leben gekommen ist. Omri und Mor kommen sich dann immer näher und haben Sex auf einem Felsen. Danach trennen sie sich, da es sich für eine Witwe nicht gehört so lange abwesend zu sein.

Mor fühlt sich von Ronens Brüdern unter Druck gesetzt, da diese nicht an einen Unfall glauben. Daher schafft sie es nicht zurückzugehen und beschließt mit Omri zu flüchten. Wie sie am nächsten Tag bei Omris Wohnung ankommen, werden sie von der Polizei verhaftet, da bei einer zweiten Obduktion Hautfetzen von Mor unter Ronens Fingernägel gefunden hat.

Laut den Aussagen von Mor hat sich Ronen auf der Reise sehr verändert und es immer wieder zu Streitigkeiten gekommen ist. Da sie Angst hat im Gefängis zu landen, möchte sie von Omri, dass dieser für sie vor Gericht lügt. Omri, der hin und weg von Mor ist, ist sehr zwiegespalten: Was soll er machen?

Familäre Vorbelastung

In der zweiten Geschichte geht es um den Arzt Ascher Caro, der seine Frau Niva vor einiger Zeit verloren hat. Die Trauer über den Tod von Niva ist noch allgegenwärtig. Seine zwei Kinder haben Israel auch schon vor einiger Zeit verlassen. Möglicherweise gibt es aber auch noch mehr Kinder von ihm, den in jungen Jahren hat er, um zu Geld zu kommen und seine Niva auszuführen, Samen gespendet.

Mit Liat Ben-Abu, einer jungen Assistenzärztin auf seiner Station, verbinden ihn einige gleiche Interessen. So haben beide einen ähnlichen Musikgeschmack, konsumieren gerne die gleiche Kombination von Sandwich und Getränk.

Als Doktor Caro merkt, Liat geht mit dem bekannten Frauenheld Doktor Danker aus, reaktiviert er die Telefonnummer seiner verstorbenen Frau und lässt Doktor Ben-Abu eine Nachricht zukommen, wo er sich als Frau ausgibt und sie vor Doktor Danker warnt.

Es kommt, wie es nach Ansicht von Ascher Caro kommen hat müssen und so endet die Beziehung nicht gut. Eines Abends steht Liat vor der Türe von Ascher Caro und braucht eine Schulter zum Ausweinen. Da sie innerhalb kürzester Zeit einige Drinks intus hat, wird Liat müde und Ascher bietet ihr an, sich auf der Couch auszruhen. Er deckt sie zu und dabei gehen dann die Wahrnehmungen auseinander. Liat hat das Gefühl, er wollte ihren Zustand ausnutzen, während Caro seine Unschuld beteuert. In seiner Aufregung schickt er dann, statt von seinem Handy, von dem von Niva eine Entschuldigung hinterher. Woraufhin Liat ihn bei der Krankenhausleitung meldet und diese ordnet eine Untersuchung an.

Während dieser Untersuchung versucht er einer Ahnung auf den Grund zu gehen und herauszufinden, ob Liat nicht auch seine Tochter ist. Wie soll er dann mit der Information umgehen?

Ein Mann trat ins Paradies

Die letzte Geschichte handelt von einer Familie: Vater Ofer, Mutter Chelli, der Tochter Ori und dem Sohn Mattan. Während ihres wöchentlichen Spaziergangs im Pardes, einer Obstplantage, verabschiedet sich Ofer um einmal kurz austreten gehen und kehrt nie mehr wieder.

Chelli ist fassungslos, aber gerät dann bald selbst einmal ins Visier der Ermittlungen, denn sie hatte eine Affäre. Und ihr Sohn Mattan wusste davon.

Allerdings wurden nur Kleidungsstücke von Ofer gefunden, aber keine Leiche. Ohne Leiche stellt die Polizei bald die Ermittlungen ein.

Mattan kann seiner Mutter aber nicht verzeihen und nachdem er sie mit einem Messer attackiert hat, wird er in ein Internat gesteckt. Ori nutzt die freie Zeit während ihres Militärdiensts, um gemeinsam mit ihrer Mutter nach Ofer zu suchen.

Als Anhaltsunkte nehmen sie immer wieder seine Kurzgeschichten, die er unter einem Pseudonym im Internet veröffentlicht hat. So kommen sie an unterschiedlichste Orte und treffen auch die erste Liebe von Ofer. Aber nichts liefert einen Hinweis darauf, was passiert sein könnte. Nach einiger Zeit beschließen die beiden die Suche einzustellen.

Eines Tages erfahren sie, dass Mattan im Drogenrausch aus dem Fenster im Internat gesprungen ist. Im Krankenhaus lag er auf der Station von Asher Caro. Glücklicherweise hat er ohne bleibende Schäden überlebt und er zieht wieder bei seiner Mutter ein.

Eines Tages verspührt Chelli eine gewisse Anziehung und such erstmals den Ort des Verschwindens auf, um herauszufinden, was passiert ist. Wird es ihr gelingen und das Rätsel um Ofers verschwinden gelöst werden?

Fazit

Gerade das Ende des Buches hat mir das Lied A Wave Across A Bay in den Sinn kommen lassen. Alles in allem hat es Eshkol Nevo geschafft alle drei Geschichten spannend zu gestalten und ich habe sie innerhalb kürzester Zeit gelesen.

Vielleicht ist die eine oder andere Wendung auch eine Spur zu klischeehaft, aber das ist natürlich auch Geschmacksache.

Generell ist das Buch wohl eine klare Empfehlung.